Zum 100. Jahrestag neu in der BrW: „Pathologien“

Aktuelles | | Lesezeit: 3 min

Jetzt in der Bibliothek rosa Winkel: Mit „Pathologien – Der Untergang des Johan van Vere de With“ erscheint zum ersten Mal ein Roman des niederländischen Autors Jacob Israël de Haan (1881 – 1924) in deutscher Übersetzung.

Im Land seiner Geburt, den Niederlanden, gehört der jüdische Autor, Dichter und Freiheitskämpfer Jacob Israël de Haan (1881 – 1924) zum Kanon. Arnold Zweig setzte ihm in De Vriendt kehrt heim (1932) ein literarisches Denkmal, dennoch ist de Haans Werk hierzulande vergleichsweise unbekannt. Zur Buchmesse bringen wir seinen Roman Pathologien erstmals in deutscher Übersetzung heraus – die faszinierende und schockierende Geschichte der abgründigen Beziehung zweier junger Männer, in der de Haan 1908 mit gnadenloser Konsequenz die (selbst-)zerstörerischen Folgen unterdrückter Homosexualität verhandelte.

Zum Inhalt: Johan ist jung, schön und hat alles, was er braucht. Mit seinem Vater und der alten Haushälterin Sien lebt er in einem großen Haus am Markt des traditionsreichen Städtchens Culemborg, genießt das noble Leben und studiert die wissenschaftliche Literatur des Vaters. Im Laufe der Pubertät überkommen ihn sexuelle Fantasien mit anderen Jungen, die sich auch auf seinen Vater ausdehnen. Als Johan sich seinem Vater offenbart, wendet der sich empört von ihm ab. Doch der belesene Johan ist überzeugt, dass seine Art zu lieben das gleiche Recht hat wie die Liebe der anderen. Er verlässt das Haus des Vaters, zieht in eine Pension, lernt den Maler René Richell kennen und lieben. Doch schon nach wenigen Wochen ungetrübten Glücks kommen Renés sadistische Neigungen zum Tragen – der Beginn eines brutalen Ringens von Liebe, Abhängigkeit und Verachtung, an dem Johan zugrunde gehen wird.

Der jüdisch-niederländische Jurist und Autor Jacob Israël de Haan ist international vor allem bekannt, weil er 1924 in Jerusalem einem politischen Mord zum Opfer fiel. Zuvor hatte er 1904 mit Pijpelijntjes den ersten homosexuellen Roman der Niederlande herausgebracht. Das Buch kostete ihn seine Anstellungen als Lehrer und Journalist, hielt ihn aber nicht von der Veröffentlichung von Pathologieën (1908) ab. In Anbetracht seiner Entstehungszeit geht der Roman ungemein selbstbewusst an das Thema Homosexualität heran: Obwohl der Vater ihn dafür moralisch verdammt, lebt Johan sein Anderssein unbefangen aus – bis er an René gerät.

Zum 100. Jahrestag der Ermordung de Haans am 30. Juni hat der Übersetzer Olaf Knechten Pathologien erstmals ins Deutsche übertragen. Zudem enthält diese Ausgabe de Haans Erzählung Die Erlebnisse des Hélénus Marie Golesco und ein Nachwort des niederländischen Soziologen Gert Hekma. Das Buch ist der 82. Band der historischen Buchreihe Bibliothek rosa Winkel, die Übersetzung wurde vom Nederlands Letterenfonds gefördert und erscheint pünktlich zur Leipziger Buchmesse, deren Ehrengast in diesem Jahr die Niederlande und Flandern sind.

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