Zum 30. Todestag von Felix Rexhausen

Aktuelles | | Lesezeit: 3 min

2022 ist das Jahr der runden Felix-Rexhausen-Jubiläen. Bevor im Dezember der 90. Geburtstag des Journalisten, Satirikers und Schriftstellers ansteht, jährt sich am 6. Februar sein Todestag zum 30. Mal. Für uns ein Grund, mal wieder die Bücher jenes Mannes zur Hand zu nehmen, den die Literarische WELT im Dezember zum „Rosa von Praunheim der Belletristik“ adelte.

Im Herbst erschien in der Bibliothek rosa Winkel der bislang unveröffentlichte Reportage-Roman „Zaunwerk“. Weiterhin liegen die Rexhausen-Monografie „Mit Deutschland leben“ und die Romane „Berührungen“ und „Lavendelschwert“ bei Männerschwarm vor

Felix Rexhausen (1932 – 1992) gehörte als Schriftsteller, Journalist und Satiriker zu den wenigen Störenfrieden, die schon zu Beginn der 1960er Jahre dem Mief der Adenauer-Ära den Kampf ansagten. Seine undogmatische Vernunft war der Ideologie der Zeit in vielem voraus. Besonders drastisch bewies er dies in seiner Radioglosse „Mit Bayern leben“ (WDR 1963), in der er das Hinterwäldlerische des Franz-Josef-Strauß-Lands jener Jahre aufspießte. Die Glosse löste einen Medienskandal aus und verschaffte Rexhausen einen Job als Kolumnist beim Spiegel. Sein Roman „Lavendelschwert. Dokumente einer seltsamen Revolution“ erschien 1966 und wurde kurzzeitig zum Kultbuch der sich gerade erst formierenden Schwulenbewegung.

Neben seiner Arbeit für den Spiegel schrieb Rexhausen u. a. für die Zeit, den Kölner Stadtanzeiger und den WDR. Zudem war er 1961 zusammen mit Gerd Ruge und Carola Stern Gründer der deutschen Division von Amnesty International. Er gilt neben Hubert Fichte und Guido Bachmann zu den wenigen offen schwul auftretenden Autoren deutscher Sprache der 1960er Jahre. Er starb 1992 in Hamburg.

1998 wurde der jährlich verliehene Medienpreis des Bundes lesbischer und schwuler JournalistInnen nach Rexhausen benannt, 2015 ein Platz am Kölner Hauptbahnhof. Zum Todestag am 6. Februar lädt der Männerschwarm Verlag dazu ein, das vielfältige Werk des Schriftstellers und Denkers Felix Rexhausen neu und wieder zu entdecken.

Der Klassiker: Lavendelschwert

Schwule proben den Aufstand, machen, lange vor den „riots“ in der New Yorker Christopher Street, eine Revolution im spießig-miefigen Deutschland der frühen 1960er Jahre. Doch die Revolution scheitert an der Disziplinlosigkeit der schwulen Revolutionäre: Die glänzende Gesellschaftssatire erschien erstmals 1966.

Das Mysterium: Berührungen

Feldforschung noch unterm Paragraphen: Felix Rexhausen veröffentlichte sein (fiktives?) erotisches Tagebuch „Berührungen“ 1969 unter dem Pseudonym Stefan David. Es ist das Jahr, in dem der § 175 damals seit über 90 Jahren im Strafgesetzbuch und seit mehr als 40 Jahren in der von den Nazis verschärften Fassung in Geltung erstmals reformiert wurde. Rexhausen äußerte sich später selbst über diesen Text: „Die Geschichten dieses Buches und die in ihnen vorkommenden Menschen sind nicht frei erfunden. Vom Leser bemerkte Ähnlichkeiten mit Geschehnissen oder Personen, die ihm bekannt sind, können aber zufällig sein.“

Die Entdeckung: Zaunwerk

„Zaunwerk“ ist der seinerzeit nicht veröffentlichte Vorläufer von „Lavendelschwert“. Schon 1964 abgeschlossen, entfaltet das Buch ein Panorama vom Leben der Homosexuellen der alten Bundesrepublik, ihrem Leben im Versteck, ihren kleinen Freiräumen und großen Sehnsüchten. Für Herausgeber Benedikt Wolf ist „Zaunwerk“ ein „schwuler Pioniertext im emphatischen Sinne“, der es mehr als verdient hat, fast sechs Jahrzehnte nach seiner Entstehung „aus dem Schrank“ kommen zu dürfen. Die Literarische WELT urteilte in ihrer Rezension: „Die ganze bitter-süße Welt der Schwulen unter Adenauer, recherchiert und reportiert vom Rosa von Praunheim der Belletristik“.

Die Monografie: Mit Deutschland leben

2020 legte der Germanist Benedikt Wolf die erste Monografie zum Werk Rexhausens vor. In „Mit Deutschland leben“ – ein Titel in Anlehnung an die legendäre Radioglosse „Mit Bayer leben“ -entdeckt Wolf zahlreiche Aspekte in Rexhausens zersetzenden Formspielen, die eine Rückbesinnung auf diesen heute fast vergessenen Autor überaus lohnend erscheinen lassen.

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