Stephen Spenders „Der Tempel“ kommt neu bei Albino
Vor zehn Jahren haben wir eine Neuausgabe von Stephen Spenders Roman „Der Tempel“ herausgebracht. Nun ist er ausverkauft – eine Neuausgabe erscheint im Frühjahr 2022 im Albino Verlag. Der Roman gehört zu Hamburg und er gehört zum schwulen Leben in dieser Stadt – nicht zuletzt auch deshalb, weil eine seiner Hauptfiguren deutlich an den Fotografen Herbert List angelehnt sind. Das liberale Deutschland der späten 1920er Jahre wurde zu Eldorado junger Briten, die zu Hause unter Prüderie, Zensur und den Strafgesetzen litten.
Stephen Spender besuchte Hamburg 1929 und ein zweites Mal 1932, in einer Zeit, als sein Freund Isherwood in Berlin war und seinen Aufenthalt dort mit dem Roman „God Bye to Berlin“ („Cabaret“) festgehalten hat. Mit dem Blick eines teilnehmenden Beobachters registriert er den stärker werdenden Nationalismus. Und er nimmt die Blauäugigkeit wahr, mit der nicht nur seine schwulen Freunde dieser Entwicklung gegenübertreten. Wir ziehen hier keine historischen Parallelen, aber die Unentschiedenheit gegenüber einer rechten Gefahr verleiht dem Buch eine besondere Aktualität.
Als der Roman 1991 erstmals auf Deutsch erschien, erläuterte Spender die politische Situation und den dokumentarischen Charakter des Romans:
(Das Interview 1991 hat Detlef Grumbach geführt.)