„Wie Gott uns schuf“- Die Nachlese
Die ARD-Doku „Wie Gott uns schuf“ hat Millionen TV-Zuschauer bewegt und der Initiative #OutInChurch viel Aufmerksamkeit verschafft. Die Aktion wird als größtes Coming-out der katholischen Kirche gehandelt. Der Edition-Waldschlösschen Band „Zwischen Annäherung und Abgrenzung“ lädt dazu ein, das Thema zu vertiefen
2,31 Millionen Zuschauer haben am Montagabend laut quotenmeter.de die ARD-Doku „Wie Gott uns schuf“ verfolgt. In Presse und Social Media wird seither eifrig über das Spannungsfeld Queer-Sein und katholische Kirche diskutiert. Das tut auch der aktuelle Edition-Waldschlösschen-Band „Zwischen Annäherung und Abgrenzung – Religion und LSBTIQ* in gesellschaftlicher Debatte und persönlichem Erleben“. Das Buch verhandelt die Frage, wie die großen monotheistischen Religionen zu queeren Menschen stehen.
Das komplexe Thema wird in sieben Aufsätzen auf 200 kompakten Seiten aus unterschiedlichen Perspektiven bezogen auf Judentum, Islam, Buddhismus und Christentum verhandelt. Drei der Aufsätze beschäftigen sich mit christlichen Kirchen.
Diplom-Theologe und Soziologe Michael Brinkschröder zeigt „Evangelische und katholische Wege zur Akzeptanz von Lesben und Schwulen“ auf, indem er unter dem Titel „Liberal oder pastoral?“ einen historischen Abriss des Kampfes um Gleichberechtigung von LSBTIQ* innerhalb christlicher Kirchen seit Stonewall liefert; Theologe Gerhard Schreiber bezeichnet den Nichtumgang der großen christlichen Kirchen mit geschlechtlicher Vielfalt (konkret Intersexualität und Transsexualität) als „blinden Fleck“ und formuliert lakonisch: „Die Natur liebt Vielfalt – Die Theologie liebt Ordnungen“; Regina Ammicht Quinn definiert im Text „Gleichgeschlechtliches Begehren“ sexuelle Gewalt und Missbrauch innerhalb christlicher Kirchen als Resultat der Unterdrückung von Scham, um anschließend „Über die Notwendigkeit christlicher Scham“ als möglichen Weg zur Heilung zu philosophieren.
„Zwischen Annäherung und Abgrenzung“ eignet sich perfekt dazu, die Diskussionen, die „Wie Gott uns schuf“ angestoßen hat, zu vertiefen und den Fokus auf den Umgang anderer Glaubensgemeinschaften mit Queerness auszuweiten.