Zum Tod von Egmont Fassbinder

Aktuelles | | Lesezeit: 3 min

Egmont Fassbinder, einstiger Leiter des Verlags rosa Winkel und Vorvater der heute bei uns verlegten Bibliothek rosa Winkel, ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Mit Egmont verlieren wir eine der prägenden Figuren der deutschen Schwulenbewegung.

„Mut gehört nicht dazu, schwule Bücher in dem eben beschriebenen Sinne zu verlegen. Wohl aber Idealismus und Tatkraft und Beharrlichkeit, die sich nicht entmutigen lässt, weil sich die wirtschaftliche Absicherung einfach nicht einstellen will.“ Mit diesen Worten brachte Wolfram Setz, Herausgeber der Bibliothek rosa Winkel (die bis 2001 im Verlag rosa Winkel erschien) die Qualitäten von Egmont Fassbinder in einer Laudatio auf den Punkt, die er 1998 anlässlich der Verleihung des Rosa Courage Preises an Fassbinder hielt.

Jetzt ist Egmont Fassbinder im Alter von 77 Jahren gestorben. Was bleibt, ist das verlegerische Vermächtnis, das er mit dem Verlag rosa Winkel hinterlassen hat und das für uns nach wie vor Gültigkeit hat. Er formulierte es folgendermaßen: „Der Verlag hat sich zur Aufgabe gemacht, Bücher zu produzieren, die dazu beitragen, Leben und Lieben der Homo­sexuellen früherer Zeiten der Vergessenheit zu entreißen, Dokumente gleichgeschlechtlichen Lebens herauszugeben, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Homo­sexuellen zu fördern, Mut zu machen, die Suche nach schwuler ‚Identität‘ zu unterstützen.“ 

Geboren 1945, wurde Egmont Fassbinder in den 1970er Jahren zu einer der zentralen Figuren der Schwulenbewegung in Deutschland. Ob als Aktivist in der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW) oder ab 1981 als Leiter des Verlags rosa Winkel, er setzte sich stets für schwule Sichtbarkeit und gegen das Vergessen ein. Die Bibliothek rosa Winkel zeugt bis heute von diesem Anliegen. Wolfram Setz erinnerte sich an deren Anfänge 2019 im Interview mit sissy: „Anfang der 1980er Jahre lernte ich Egmont Fassbinder kennen (…) Von drei Projekten, die ich mit Egmont in den 80ern verwirklicht habe, waren zwei recht erfolgreich. Und so kam mir die Idee, weitere Projekte dieser Art in einer Reihe zu bündeln.“

Fassbinder selbst sagte 1998 beim Rosa-Courage-Preis: „Mein Ziel war stets die Emanzipation der Schwulen: Ihnen die Angst zu nehmen und identitätsstiftend zu wirken. Heute kann man sagen: Hat doch geklappt. Schwule sieht man überall. Noch immer trage ich meinen ,Rosa Winkel‘. Ich habe unverschämtes Glück gehabt: Ich lebe noch!“

Ein Zitat, das angesichts seines Todes wehmütig stimmt. Jochen Hicks Dokumentation „Mein wunderbares West-Berlin“ (Foto, oben) in der Egmont Fassbinder mit zahlreichen weiteren Vertretern seiner Generation als Protagonist in Aktion zu erleben ist, hält nun ihrerseits die Erinnerung an einen Mann wach, der sich die schwule Erinnerungsarbeit zur Aufgabe gemacht hatte. Unsere Gedanken sind bei allen Freund*innen und Wegbegleiter*innen, die Egmont nahestanden.

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